Bundesrat Stenographisches Protokoll 640. Sitzung / Seite 42

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Zum Kulturbericht selbst möchte ich feststellen, daß er der Anregung des Kulturausschusses gefolgt ist. Der erste Kulturbericht hat eine Darstellung aller Museen in Koordination durch das Ministerium gebracht. Daraufhin ist angeregt worden, jedes einzelne Haus sich selbst darstellen zu lassen. Dieser Anregung sind wir gefolgt. Die neuerliche Anregung aus dem Kulturausschuß hat uns beauftragt, im nächsten Kulturbericht für jedes einzelne Haus Zukunftsvisionen darzustellen und aufzuzeigen, wohin sich Kultur entwickeln soll. Wir werden nicht einen generellen Museumsplan vorlegen, sondern gemeinsame Zielsetzungen, die alle Museen zu beachten haben und in deren Rahmen dann jedes einzelne Museum seine Schwerpunktsetzung kundgibt.

Zur Diskussion um die Entwicklung der Museen ist zu sagen, daß ich Herrn Kollegen Liechtenstein zustimmen möchte, wenn er sagt, wir müssen das Interesse des Publikums auch durch neuzeitliche Gestaltungen und neuzeitliche Anbieterformen besonders wecken. Ich glaube, es ist wichtig, klarzustellen, daß ein Museum nicht an seiner Besucherzahl als einzigem Qualitätskriterium gemessen werden kann. Es ist anderseits aber auch nicht verboten, viele Besucher zu haben, und es ist auch kein Negativkriterium, viele Besucher zu haben. Das heißt, ein Museum muß seinem gesetzlichen Auftrag, zu sammeln, zu forschen, zu bewahren, aufzubereiten, nachkommen können: Das muß der Staat garantieren. Darüber hinaus dürfen aber offensive Direktoren mit offensiven Kuratoren interessante Angebote machen, die die Menschen ins Museum bringen, die die Museumsangebote nach neuen Kriterien erarbeiten, die nach dem Motto "weniger ist mehr" exemplarisch ausstellen und denen, die wirklich wissenschaftlich ausstellen wollen, dann noch die wissenschaftlichen Mittel zur Verfügung stellen.

Wir sehen, daß gerade spezielle Ausstellungen, wie die Brueghel-Ausstellung, ein großes Publikumsinteresse hervorrufen. Die Brueghel-Bilder des Kunsthistorischen Museums sind tagtäglich in der Gesamtsammlung zu besichtigen. In dieser neuen Zusammenstellung aber, mit Bildern, die die Söhne gemalt haben, die dieselben Motive wiederverarbeitet haben, mit der Gesamtdarstellung dieses künstlerischen Werkes, hat dies eine ganz neue Aufmerksamkeit erregt und völlig neue Besucherschichten aus dem In- und Ausland angesprochen.

Besonders freut es mich auch, daß wir bereits in den vergangenen Jahren in der Museumsdidaktik, im Ansprechen der Jugend sehr große Schwerpunkte gesetzt haben und daß auch Aussteller wie zum Beispiel das Kunstforum diese Museumsdidaktik, das Ansprechen der Jugend, in ihre Programme aufnehmen.

Es gibt speziell ausgebildete Führer und Führerinnen, die mit Volksschulen arbeiten können, die mit Hauptschulen arbeiten, die mit älteren Schülern und Schülerinnen arbeiten, wobei man spezielles Wissen vermittelt, aber nicht durch eine Fülle von Wissen die Jugendlichen erschlägt, wobei etwa nur mit einem Bild gearbeitet wird. Eine ganz neuartige Idee ist es – das finde ich sehr begrüßenswert –, daß man bei Bildern zeitgenössischer Kunst auch einmal den jeweiligen Künstler ins Museum bittet und ihn mit der Jugend in Kontakt bringt. Ich glaube, das sind Erlebniswerte für die Jugend, durch die sie später auch den Museen, dem Ausstellungswesen aufgeschlossener sind.

Zum Bereich Weiterentwicklung der Museen möchte ich folgendes feststellen: Wenn in Holland das Stiftungsmodell gut ist, dann ist vielleicht in Österreich ein anderes Modell besser. Die Stiftungsordnungen für Holland und Österreich sind unterschiedlich. In Holland hat man das Stiftungsmodell vor allem deshalb gewählt, weil es im Vermögenssteuerbereich Vergünstigungen gebracht hat. In Österreich müßte man bei einer Stiftung das gesamte Vermögen der Museen in die Stiftung einbringen. Eine Stiftung ohne Vermögen ist keine Stiftung, sie ist einfach nichts.

Das heißt, wir müßten sowohl die Bundesschatzkammer als auch das Kunsthistorische Museum, das Naturhistorische Museum, das Obere Belvedere, das Untere Belvedere bewerten, als Vermögen in die Stiftung einbringen und, meine Damen und Herren, auch versichern. – Derzeit trägt der Staat die Haftung. Wir können keine Versicherungen für unser Zepter, unsere Krone abschließen. Das ist völlig unmöglich.

Das heißt also, das österreichische Stiftungsmodell und das holländische Stiftungsmodell unterscheiden sich grundsätzlich. Was für Österreich angepaßt ist, ist das Modell der wissenschaft


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