Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 6. Sitzung / Seite 163

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dass es eine ganze Reihe von Maßnahmen gegeben hat, die durchaus auch Wirkung zeigen, und dass nicht alle Maßnahmen, die in Richtung Verkürzung der Studienzeiten wirken, im unmittelbaren Einflussbereich des Wissenschaftsministers liegen.

Lassen Sie mich dazu nur drei Beispiele anführen. Erstens: Wir haben im Jahre 1997 ein Universitäts-Studiengesetz beschlossen, dessen Funktion und Aufgabe darin besteht, eine komplette Überarbeitung aller Studienpläne zu bewirken, weil wir uns der Tatsache bewusst waren und sind, dass es einer Überarbeitung der Studienpläne, vor allem einer Durchforstung und eines Ausräumens von nicht mehr zeitgemäßen Inhalten bedarf.

Aber es geht nicht nur um die Frage des Überarbeitens der Inhalte, es geht auch darum, zeitgemäße Methoden der Vermittlung zu finden. Auch diese sind im Uni-Studiengesetz ermöglicht, angeregt und erzwungen, weil das Uni-Studiengesetz, wie Sie vermutlich alle wissen, die Universitäten zwingt, binnen fünf Jahren alle Studienpläne zu erneuern, und das auf eine Weise, die den interessierten Kreisen – also sowohl den Unternehmern, bei denen die Absolventen später arbeiten sollen, als auch den Arbeitnehmern – die Möglichkeit gibt, auch Stellung zu den Studienplänen zu nehmen.

Der Effekt ist bisher außerordentlich positiv. Die Studienpläne haben durchwegs nicht nur eine Verkürzung, sondern auch eine Verbesserung der Betreuung während des Studiums mit sich gebracht. Freilich: Das Endergebnis ist erst nach Ablauf eines Studiums zu sehen.

Zweiter Punkt: Wir haben deutliche Verbesserungen bei der Studienförderung vorgenommen, die es erlaubt haben, sowohl den Kreis der Bezieher auszuweiten als auch die Höhe der Stipendien anzuheben. Das heißt, wir haben in der zurückliegenden Legislaturperiode die Ausgaben für die Studienförderung um insgesamt 37 Prozent erhöht. Das ist in Zeiten einer niedrigen Inflation keine Kleinigkeit, meine sehr verehrten Damen und Herren, und das wissen die Studierenden auch. Nicht umsonst haben sich alle Fraktionen im zurückliegenden ÖH-Wahlkampf damit gebrüstet, welche Verbesserungen bei der Studienförderung eingetreten sind. Wahr ist, dass das dieses Hohe Haus mit den Stimmen der Regierungsmehrheit beschlossen hat – übrigens auch mit den Stimmen der Grünen, was einer der wenigen Fälle war, wo es im Zuge der Plenumsdebatte gelungen ist, eine Meinungsänderung bei einer Oppositionspartei hervorzurufen. Ich erinnere mich dieser Tatsache gerne.

Lassen Sie mich ein Weiteres zur Frage der Arbeit sagen. – Entschuldigung: Ich habe noch einen dritten Punkt angekündigt, der nicht im unmittelbaren Einflussbereich des Wissenschaftsministers liegt. Es ist eine schon lang wissenschaftlich belegte Tatsache, dass die Frage, ob Studierende am Ende ihres Studiums ihre letzten Prüfungen so schnell wie möglich machen, um endlich in den Arbeitsmarkt zu gehen, ganz entscheidend von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung abhängt. In Phasen, in denen die Arbeitsmarktentwicklung eher nicht sehr rosig ist, bleiben Studierende am Ende ihres Studiums eher an der Universität, weil sie das sehr schwere Los der Arbeitslosigkeit nicht erfahren wollen, sondern lieber noch länger studieren.

Das ist eine Tatsache, die auch in den Lebenserinnerungen von John Kenneth Galbraith dargestellt wird: In den USA schien vor dem New Deal eine Verstopfung der Universitäten eingetreten zu sein, und mit dem New Deal, mit der Aufbruchsstimmung, die damals erzeugt worden ist, sind die Absolventen plötzlich in Scharen aus den Universitäten herausgekommen. Wenn Sie sich die Daten jetzt anschauen, dann werden Sie feststellen, dass in den letzten beiden Jahren eine deutlich höhere Absolventenzahl zu beobachten ist, als das vorher der Fall war, und das hängt mit der wirtschaftlichen Entwicklung zusammen.

Herr Abgeordneter Schender! Zur Frage, ob 50 Prozent arbeiten müssen, auch noch ein Wort. Ich denke, dieser Bericht könnte Ihnen die Antwort geben, wenn Sie genau hineinschauen. Er gibt nämlich unter anderem auch die Antwort, die die Studierenden selbst gegeben haben. Die Behauptung, die ich im Ausschuss aufgestellt habe, dass die Studierenden zum Teil deshalb arbeiten, weil sie sich einen etwas höheren Lebensstandard leisten wollen als den, den sie hätten, wären sie nur auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen, stammt nicht von mir,


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