Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 6. Sitzung / Seite 169

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lichsten Entwicklungen der rasante Aufholprozess der Frauen in diesem Bereich, im Bildungswesen, war.

Wenn wir uns die Entwicklung der Frauen eines Jahrgangs, die ein Studium beginnen, anschauen, so hat sich der Anteil von 1970 auf 1997 verfünffacht. Seit Mitte der achtziger Jahre beginnen mehr Frauen als Männer das Studium, und bei der Zahl der Absolventinnen nähern wir uns der 50-Prozent-Marke.

Trotz dieser wirklichen Erfolgsgeschichte möchte ich aber natürlich nicht sagen, dass wir am Ziel angelangt sind. Im Gegenteil: Es liegt noch sehr viel vor uns. Wenn wir uns die Drop-out-Rate anschauen: Diese ist nach wie vor bei den Frauen höher als bei den Männern. Je höher man im universitären Bereich kommt, desto dünner wird die Luft für Frauen. Und das gehört geändert! Auch im universitären Bereich gehört die gläserne Decke für Frauen durchstoßen. (Beifall bei der SPÖ.)

Es wurde von Kolleginnen bereits angesprochen, dass eines der wesentlichen Ergebnisse dieses Berichts die Erkenntnis ist, dass der Anteil der Studierenden, die ein Kind haben, deutlich in die Höhe gegangen ist und nunmehr bei ungefähr 11 Prozent liegt. Das ist natürlich ein Faktum, das – obwohl der Anteil auch bei Männern in ungefähr der gleichen Höhe liegt – die weiblichen Studierenden in wesentlich höherem Ausmaß betrifft und tangiert. Da die Versorgungsarbeit, die Kinderbetreuungsarbeit nach wie vor stärker auf den Schultern der Frauen lastet, stellt das Faktum, ein Kind während des Studiums zu bekommen, für Frauen ein höheres Risiko dar, eine Unterbrechung im Studium hinnehmen oder das Studium überhaupt abbrechen zu müssen und ein Drop-out zu werden. Hier sind also Maßnahmen gefordert, und es wurden zum Teil auch schon Maßnahmen gesetzt. Wir müssen auf diesem Weg unbedingt weitergehen.

In der vergangenen Legislaturperiode wurde durchgesetzt, dass nicht mehr nur der Präsenzdienst, sondern auch die Kinderbetreuungszeiten ein wenig Atempause gewähren können und dennoch Studienbeihilfe weiterbezogen werden kann.

Der Herr Bundesminister hat im Herbst ein sehr engagiertes, ambitioniertes Projekt initiiert, das jetzt an seinem Anfang steht und dessen Ziel der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen für Universitätsangehörige ist. Es gibt bereits die ersten Pilotprojekte.

Die Kolleginnen von der Freiheitlichen Partei und von der Volkspartei haben das auch angesprochen. Was heißt das? Ist das alles selbstverständlich?

An einem Tag wie heute möchte ich Ihnen, werte Kolleginnen von der Freiheitlichen Partei und der Volkspartei, zurufen: Reden Sie bitte nicht nur davon! Schalten Sie sich ein, jetzt schon in der Phase der Regierungsverhandlungen, damit derartige Maßnahmen weiter finanziert, weiter unterstützt und nicht abgebrochen werden, denn diese ermöglichen es Frauen, weiterhin im Studium zu bleiben, Zeit für sich zu haben, Zeit für das Studium zu bekommen!

In Ihren Parteien werden leider ganz andere Modelle diskutiert, Modelle, bei denen Frauen Geld bekommen, um dann zu Hause picken zu bleiben (Abg. Dipl.-Ing. Schöggl: Um studieren zu können!) und keine Zeit mehr zu haben, wenn sie die Kinderbetreuung während des Studiums übernehmen müssen. (Die Abgeordneten Dipl.-Ing. Schöggl und Mag. Trattner: Das stimmt ja nicht!) Die Drop-out-Rate würde dadurch gesteigert statt gesenkt.

Bitte schalten Sie sich ein! Verhindern Sie diese Projekte schon ab heute und morgen in den Verhandlungen! (Beifall bei der SPÖ.)

19.52

Präsident Dr. Andreas Khol: Als vorläufig letztem Redner dazu erteile ich Herrn Abgeordneten Dr. Kurt Grünewald das Wort. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 6 Minuten. (Abg. Dr. Martin Graf: Bei uns wird es den Studenten besser gehen, und dann stimmen Sie dem Budget zu, oder? – Gegenruf des Abg. Parnigoni. )


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