Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung / Seite 368

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Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Unter­reiner. 3 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


2.51.57

Abgeordnete Mag. Heidemarie Unterreiner (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! (Abg. Mag. Wurm: Aber jetzt mit ein bisschen Stil! – Weitere Zwischenrufe. – Präsident Dr. Graf gibt das Glockenzeichen.) Was soll ich? (Abg. Mag. Wurm: Ein bisschen Stil!) – Stil hineinbringen?! Ich werde mich bemühen. Ich wurde gebeten, Stil hineinzubringen; ich werde dem Wunsch meiner Kollegin selbstverständlich folgen. (Heiterkeit bei FPÖ und ÖVP.)

Jedenfalls, meine Damen und Herren, kann ich sagen: Es ist heute ein schwarzer Tag im Kulturland Österreich! In dieser Sitzung haben wir zuerst am Vormittag – das war jetzt schon der gestrige Tag – eineinhalb Stunden lang der Budgetrede der Bun­desministerin für Finanzen lauschen dürfen, einer Budgetrede, in der sie kein einziges Wort über Kulturpolitik verloren hat. Und jetzt, in der Nacht um drei Uhr, müssen wir darüber diskutieren, wie die Bundeshymne umgedichtet werden soll. Also, wie gesagt, ein schwarzer Tag in unserem Kulturland.

Wir haben ja hier im Hohen Haus eine Präsidentin, Frau Präsidentin Prammer, der der offizielle Text der Bundeshymne nicht über ihre Lippen kommt, wie Sie selbst einmal gesagt haben, und wir haben eine Kunst- und Kulturministerin, die 900 000 € gewährt, um die Bundeshymne umdichten zu lassen. Eigentlich müssten aber beide Reprä­sentantinnen unseres Staates sein, die, und zwar unabhängig vom Zeitgeist, einen respektvollen Umgang mit der bestehenden Symbolik der Republik pflegen sollten.

Daher muss ich sagen: Eigentlich ist das schon ein Zeichen der Unkultiviertheit. Die Bundeshymne von Paula Preradović ist unserer Meinung nach ein Textkunstwerk – und deswegen kann keine staatliche Korrektur stattfinden. (Abg. Mag. Schwentner: Das ist nicht ihr Original!) Das ist unsere Meinung; wir haben eine andere als Sie. (Beifall bei der FPÖ.)

In unseren Augen ist das deswegen ein Tiefpunkt, und es ist eine Kulturschande hier im Hohen Haus, dass in dem Fall die vereinigte Linke – es ist ja eigenartig: ÖVP, Grüne und auch die Sozialdemokraten – ganz einfach unliebsame Kunst politisch korrigieren und schlicht umändern will.

Es ist ein Wesenszug – und jetzt werde ich ein bisschen ernster – von totalitären Regimen, Kunstzensur auszuüben. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Herr Kollege Cap, das ist es nun einmal, so ist es eben. Deswegen ist es auch zutiefst abzulehnen!

Wir Freiheitlichen achten die Leistungen großer Künstler, unserer Denker, unserer Dichter, und wir wollen diese nun einmal nicht umgedichtet haben. Wir wollen sie nicht „zugemühlt“ haben, wir wollen sie nicht „umgenitscht“ haben, nur weil sie dem momentanen Zeitgeist nicht entsprechen. (Beifall bei der FPÖ.)

Umdichten einer Bundeshymne ist ein Anschlag auf die Freiheit der Kunst. Die Freiheit der Kunst ist, wie Sie alle wissen, in unserem Staatsgrundgesetz verankert, und wir sind froh darüber, dass es so ist. Überdies es ist auch ein Anschlag auf unsere Identität.

Wir Freiheitlichen grenzen uns ganz entschieden von so einer Kulturlosigkeit ab, denn für uns sind Kunst und Kultur nicht ein vernachlässigbares Ornament, das man beliebig ändern kann. Für uns sind Kunst und Kultur wichtig, und die Bewahrung unserer Identität ist das Gewissensthema unserer Epoche. (Beifall bei der FPÖ.)

2.55

 


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