Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll137. Sitzung / Seite 210

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Deshalb sage ich schon, das alles ist eine ideologisch völlig verblendete Debatte, die an den realen Problemen vorbei führt. Und ich sage, das ist genau so, als ob man in Zukunft auch andere historische Texte ändern würde – ich habe es gestern schon gesagt –, wenn man zum Beispiel bei Schillers Ode an die Freude, also der Europa­hymne, wo es heißt „alle Menschen werden Brüder“ dann in Zukunft hergeht und sagt, nein, jetzt müssen wir das umtexten zu „alle Menschen werden Geschwister“, wenn es nach Ihnen geht. (Zwischenruf der Abg. Mag. Musiol.)

Dann muss man wahrscheinlich überhaupt die ganze Literatur ändern. „Der Mann ohne Eigenschaften“ von Robert Musil wird dann in Zukunft wahrscheinlich „Der Mann und die Frau ohne Eigenschaften“ heißen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Oder es heißt „Der Seewolf und die Seewölfin“ von Jack London, oder Schillers „Die Räuber“ heißen dann „Die Räuber und die Räuberinnen“ – eben bis hin zu dem, was wir auch gestern kurz angedeutet haben.

Man hat ja fast den Eindruck, angesichts des Trauer-Theaters wäre es am besten, die Hymne überhaupt in „Oh, du lieber Augustin, alles ist hin“ zu ändern, denn das wäre eigentlich die geeignete Hymne bei dieser Bundesregierung, denn genau das vertreten Sie und genau das leben Sie in diesem Land. (Beifall bei der FPÖ.) Und dann soll es uns auch recht sein, wenn es heißt „liebe Augustine“. – Aber genau diese Lächerlich­keit ist es, die die Bürger und die Menschen draußen erfassen. Das ist das, was die Menschen auch ärgert.

Wir haben so viele Probleme, mit denen Frauen heute konfrontiert sind, angefangen von Zwangsbeschneidungen, der Gewalt gegen Frauen und Zwangsverheiratungen bis hin auch zum Kopftuchzwang – so viele Felder, wo man sich erwarten können müsste, dass man endlich einmal den Frauen, die solche Sachen mitmachen und erleiden müs­sen, zur Seite steht und das in unserem Land abstellt.

Ich glaube, es gibt so viele konkrete Probleme, die anzupacken wären (Abg. Dr. Mo­ser: Das tun wir!), dass das, was hier gemacht und angerichtet wurde, einfach eine kulturelle Verhunzung und eine ideologische Debatte ist, wozu viele Menschen sagen, das können sie nicht verstehen und das finden sie lächerlich. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten des BZÖ.)

18.19


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Klubobmann Dr. Cap. – Bitte. (Abg. Ing. Westenthaler: Die sozialistische Internationale wird jetzt auch gegendert! – Abg. Petzner  in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Dr. Cap –: Tun Sie jetzt einmal die Internationale umschreiben!)

 


18.19.26

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Ich melde mich deswegen zu Wort, weil ich fin­de, so wie Sie von der FPÖ und der BZÖ die Diskussion führen (Abg. Ing. Westen­thaler: Das BZÖ ist nicht männlich!), ist das einfach unwürdig. Es ist einfach unwürdig! (Abg. Ing. Westenthaler: Dann machen Sie ...! – Weitere Zwischenrufe beim BZÖ.) – Nein, nein! Eine Bundeshymne ist an sich etwas auch Symbolisches, Sie gibt eine ge­sellschaftliche Realität wieder. Sie ist etwas, das auch Signale beinhaltet.

Wenn Sie die ganze Zeit sagen, wir haben auch andere Probleme, das und das müs­sen wir lösen – ja, wissen wir! (Abg. Grosz: Dann macht es!) Es ist auch das Ziel die­ser Regierung, auch unser Ziel, dass wir hier weitere Fortschritte erreichen. Aber sich hinzustellen, das so herunterzumachen, nicht nur die Diskussion, sondern letztlich auch die Bundeshymne – das wundert mich deswegen (Abg. Strache: Das machen Sie! – weitere Zwischenrufe), weil Sie hier immer als die selbsternannte Heimatpartei herauskommen. Ich habe es Ihnen in dem Haus schon einmal gesagt: Die Heimat be-


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