Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 6. Sitzung / Seite 175

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Was will ich abschließend sagen? Die Fachhochschulen bieten die Möglichkeit, von ihnen zu lernen. Sie zeigen uns, dass Zugangsbeschränkungen in Bezug auf Eingangserfordernisse nicht eine soziale Auslese bedeuten müssen, dass in den Fachhochschulen die höchste Zahl der Nicht-Primär-Maturanten ist – was mich auch freut –, dass die Universitäten vielleicht auch noch einige Anstrengungen unternehmen könnten, damit die Zielsetzung der Fachhochschulen erreicht wird, aber nicht die typische exklusive Aufgabe der Universitäten selbst im Zentrum steht.

Fachhochschulen sind Vorreiter in der Didaktik und Methodik. Auch hier gilt es, die Dinge, die im Bereich der neuen Medien und Fernstudien eingesetzt werden, und Erfahrungen, die gemacht werden, zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Ich bin sehr überzeugt davon, dass es gelingen wird, diese Erfolgsgeschichte in einer anderen Regierungskonstellation eventuell – man weiß es ja nicht – weiterzuentwickeln. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

20.14

Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Kurt Grünewald. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 6 Minuten. – Bitte.

20.15

Abgeordneter Dr. Kurt Grünewald (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Die Initiative des Gesetzgebers im Jahre 1993, mit den Fachhochschulen ein Signal oder einen Startschuss zu geben, hat sich, glaube ich, im Großen und Ganzen bewährt. Einige Kritik gibt es jedoch schon im Detail. Es war nämlich der Auftrag an die Fachhochschul-Studiengänge, eine viel stärker praxisorientierte und sehr klar berufsbezogene Ausbildung in einem strafferen und kompakteren Studienablauf anzubieten, als dies Universitäten vermögen, und hiermit eine gewisse natürliche und positive Konkurrenz zu schaffen. Aber diese notwendige Differenzierung in die generalistische Berufsvor- und -ausbildung an Universitäten einerseits und eine sehr spartenspezifische Spezialisierung berufsnaher Ausbildungszweige andererseits ist meiner Meinung nach noch nicht gänzlich gelungen, und auch die nötigen Konsequenzen von Überschneidungen und Unschärfen der Grenzen wurden nicht optimal gezogen.

Für entscheidend halte ich aber eine Kritik: Man postuliert für das Jahr 2000 zirka 13 000 Studierende, wenn ich es sehr positiv hochrechne. 13 000 Studierende von insgesamt 200 000, die an den Hochschulen inskribiert sind, halte ich für eine praxis- und berufsnahe Ausbildung für einen relativ geringen Anteil, und ich würde doch schätzen – das ist vielleicht etwas aus dem Ärmel gebeutelt –, dass zumindest ein Viertel aller Studierenden im tertiären Bildungssektor in diese Ausbildung einzugliedern wären oder sich diese Ausbildung aussuchen könnten, aus nachvollziehbaren, rationalen Gründen. Von dieser Zahl sind wir aber noch extrem weit entfernt.

Ein weiterer Aspekt, der hier noch anzusprechen wäre, mag vielleicht mit den Tourismuslehrgängen zusammenhängen: Der Bund hat sich sicherlich eine stärkere Finanzierung durch Länder und Gemeinden sowie auch durch den nichtöffentlichen Sektor, insbesondere jenen der Wirtschaft, gewünscht. Dieser Finanzierungsanteil blieb mit rund 40 Prozent weit hinter den Erwartungen zurück. Es nimmt schon manchmal wunder, dass selbst bei äußerst berufsspezifischen Ausbildungen zukünftige Arbeitgeber als Nutznießer dieser Ausbildung sich so zurückhalten, wenn es darum geht, etwas zu investieren.

Was eben, so glaube ich, nicht geht, ist, das Risiko dem Staat zuzumuten, den man zwar immer wieder schlanker haben möchte, wenn ich der Wirtschaft glauben kann – und ich glaube ihr hundertprozentig –, aber dann die Gewinne, die Nutznießung zu privatisieren. Das ist an und für sich keine tolle Einstellung.

Weiters mag zu der etwas gemächlichen Entwicklung der Fachhochschulen der Umstand beitragen, dass die Kosten pro Studierenden wesentlich höher liegen als bei Studierenden an Universitäten, und zwar teilweise zwei- bis maximal siebenmal höher. Das muss man sich auch überlegen, ob das einen Sinn machen kann.

Auffallend ist darüber hinaus auch das spärliche Angebot in einem Berufsbereich, der laut allen OECD-Studien als äußerst expansiv und zukunftsträchtig erachtet wird, nämlich jenem des Dienstleistungssektors, insbesondere im Bereich der Sozial- und Gesundheitsberufe. Den


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