Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 6. Sitzung / Seite 176

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Grund für die zögerliche Haltung des Bundes vermute ich darin, dass die Ausbildungen für diese Berufe momentan auf Akademien stattfinden, die von Trägern, Krankenhäusern, Ländern und Gemeinden finanziert werden, und der Bund bei gedeckelten Budgets relativ wenig Lust hat, hier nochmals hineinzuinvestieren.

Eine weitere Kritik melde ich an: Es gibt tradierte geschlechtsspezifische Berufszugänge, die überwunden gehören. Die Techniklastigkeit dieses Fachhochschulsektors verschärft aber wiederum das Problem des äußerst niedrigen und mit 30 Prozent fast beschämenden Frauenanteils.

Zuletzt: Ich stimme dem Bericht des Fachhochschulrates deswegen zu, weil er ein glaubwürdiges Bemühen aufzeigt und klare, transparente Darstellungen vieler Chancen und Probleme gewährt. Fachhochschulen aber lediglich für vorwiegend männliche Absolventen allgemein bildender höherer Schulen auf der "grünen Wiese", fern von der Industrie und den Universitäten, zur Behübschung von Lebensläufen lokaler und anderer Prominenter zu installieren, halte ich für verfehlt und zu teuer. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

20.19

Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet hat sich nun der Herr Bundesminister. Ich erteile es ihm.

20.20

Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr Dr. Caspar Einem: Herr Präsident! Hohes Haus! Lassen Sie mich schnell noch sechs Anmerkungen zum Thema Fachhochschulbericht machen.

Zunächst habe ich ein bisschen überrascht von Herrn Abgeordnetem Schöggl gehört, dass er davon ausgeht, dass das jedenfalls eine Ära ist, die jetzt zu Ende geht. (Abg. Böhacker: Vielleicht!) Ich denke mir, dass es am zweiten Tag der Verhandlungen zwischen Ihren beiden Parteien überraschend ist, dass Sie schon wissen, dass Sie fertig werden. Es entspricht dem, was wir gedacht haben. Sachlich ist es aber jedenfalls ein wenig überraschend.

Zweitens: Es ist mit Recht im Fachhochschulbericht kritisiert worden – und Sie haben das angezogen, Herr Abgeordneter –, dass die Förderverträge in der Vergangenheit mitunter ein bisschen spät unterschrieben worden sind. Der Bericht bezieht sich auf das Jahr 1998, diese Mängel haben wir in der Zwischenzeit behoben. Dies nur zur Information.

Dritter Punkt: Sie haben angesprochen, dass es wünschenswert wäre, wenn die Gesundheits- und Sozialberufe einbezogen werden. Das ist in Planung. Die Betroffenen wissen, dass per Herbst 2001 die ersten Fachhochschul-Studiengänge dieser Richtungen beginnen sollen, vorausgesetzt – das hat Herr Abgeordneter Grünewald gerade gesagt –, es gelingt in der Zwischenzeit, die bisherigen Träger und Financiers der Gesundheits- und Sozialausbildung dazu zu gewinnen, hier nicht im Wege eines stillen Finanzausgleiches die Kosten auf den Bund zu überwälzen, sondern ihren Teil auch weiterhin zu finanzieren. In der Sache ist es in hohem Maße wünschenswert, diesen Weg zu gehen. Wir waren uns in dieser Frage im Wissenschaftsausschuss auch über die Fraktionsgrenzen hinweg einig.

Lassen Sie mich einen vierten Punkt anführen, der hier noch nicht ausdrücklich angesprochen worden ist, den ich aber für sehr bedeutsam halte: Die Geschichte der Fachhochschulen ist nicht nur im Zusammenhang mit der Entwicklung eines neuen Bildungszweiges im postsekundären Sektor außerordentlich erfolgreich, sondern auch hinsichtlich der Erweiterung der Zugangschancen für bisher vom Hochschulstudium weitgehend Ausgeschlossene.

Es gelingt mit den Fachhochschulen, die vielfach in den Regionen und nicht notwendigerweise am Standort der Landeshauptstädte oder der Universitäten angesiedelt werden, Kreise für ein Hochschulstudium zu gewinnen, die sonst nicht ohne Weiteres dafür zu gewinnen gewesen wären.


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