Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 6. Sitzung / Seite 102

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

schlechts, welchen Alters, ob reich oder arm, ob vermögend oder weniger vermögend – den gleichen Zugang zu Gesundheitsleistungen hätte, und dann wäre die Welt sozialer, gerechter und somit auch menschengerechter. (Beifall bei der SPÖ.)

Sehr geschätzte Damen und Herren! Wenn entsprechende Wünsche an das österreichische Krankenversicherungssystem, an die gesetzliche Krankenversicherung gestellt werden, ist dazu immer wieder zu sagen, dass diese auch finanziert werden müssen. Es ist nicht möglich, einerseits Leistungsausweitungen in allen Bereichen zu fordern und alle Wünsche zu befriedigen, ohne andererseits der gesetzlichen Krankenversicherung auch die budgetären Möglichkeiten dazu zu geben.

Da ist ein Paradigmenwechsel, der nicht erfüllt werden kann, da gibt es Widersprüche: Wenn man – zu Recht – möchte, dass wir weiterhin auf dem höchsten Niveau, das wir erreicht haben, unser medizinisches System, unser Gesundheitssystem weiter entwickeln, auf den Standards, mit der Qualität, die wir auch für die Zukunft wollen, dann bedarf es auch der entsprechenden finanziellen, budgetären Ausrichtung und Absicherung dieses Systems.

In diesem Zusammenhang ist nicht nur die österreichische Sozialversicherung, ist nicht nur die Krankenversicherung gefordert, es sind gleichermaßen auch die Länder gefordert, die gerade im Gesundheitswesen eine sehr wichtige Aufgabe wahrnehmen, auch was die Finanzierung betrifft. Ich hoffe, dass das Hohe Haus auch in Zukunft dafür Sorge tragen wird, dass wir unsere Qualitätsstandards im Gesundheitswesen halten und dort, wo notwendig, auch ausbauen können.

Es sind aber auch alle Partner im Gesundheitswesen aufgefordert, mitzuhelfen, die Betreuung patientengerecht, aber möglichst ökonomisch zu gestalten. Ich weiß, ich habe da in der Österreichischen Ärztekammer, aber auch in anderen Bereichen immer wieder einen Verbündeten, wenn es darum geht, zu optimieren, auch wenn es manchmal unterschiedliche Auffassungen gibt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte mir erlauben, auch zur Frau Abgeordneter Pecher ein paar Worte zu sagen. Sie hat von einem "veralteten Rollenbild" gesprochen. Mein Rollenbild von Partnerschaft in der Wirtschaft, zwischen ArbeitnehmerInnen und ihren Arbeitgebern, ist eben das Rollenbild der Fairness, der gegenseitigen Akzeptanz und auch des gemeinsamen Bemühens, Leistungen zu erbringen, damit Fortschritt erzielt werden kann, damit Produktivität entsteht, damit Österreich wettbewerbsfähig bleibt und sich weiterentwickelt und damit auch die Arbeitsplätze gesichert sind.

Mag sein, dass in Ihrem Bereich dieser Geist sehr ausgeprägt ist. Mag sein, dass ich Ihre Aussagen falsch interpretiert habe. Ich glaube aber, dass ich nicht die Einzige war, die in Ihren Formulierungen eine gewisse Kälte gespürt und auch entsprechend reagiert hat. Ich darf daran erinnern, dass das im Ausschuss von mehreren so empfunden wurde.

Sehr geschätzte Frau Abgeordnete! Ich glaube, Sie sollten sich schon ein bisschen mehr umsehen, ob das Rollenverständnis, das Sie für sich als richtiges und gutes reklamieren – und ich möchte nicht abstreiten, dass es sich weitgehend mit dem meinigen deckt –, in unserer Wirtschaft tatsächlich so ausgeprägt ist. Wenn es so wäre, dann hätten wir nicht eine Zunahme der Arbeitslosigkeit bei den über 55-Jährigen, dann hätten wir nicht eine Zunahme bei Berufsunfähigkeitspensionen und eine Zunahme bei Personen mit verminderter Erwerbsfähigkeit, dann hätten wir nicht die Problematik, dass Frauen über 45, über 50 kaum Chancen haben, wieder eine Beschäftigung zu bekommen, dann müssten wir uns nicht immer wieder fragen: Was können wir tun, damit ältere Kolleginnen und Kollegen die Chance haben, in Beschäftigung zu bleiben oder wieder in Beschäftigung zu kommen, wenn sie aus einer Beschäftigung gedrängt worden sind?

Ich möchte keinen Konflikt zwischen Jungen und Älteren – beide leisten vieles für die Wirtschaft, vieles für die Gesellschaft, aber sie sind auch abhängig davon, dass sie von ihren Unternehmungen, von ihren Arbeitgebern fair, korrekt, anständig behandelt werden. (Beifall bei der SPÖ.) Wenn Sie sich dafür einsetzen, dann bin ich froh. Mag sein, dass man als Gewerk


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite